Commedia dell’Arte ein Überblick

Der Begriff bezeichnete zunächst ganz allgemein das Phänomen Theater.

„Arte“ bedeutete nicht nur Kunst, sondern auch Handwerk.

Der Begriff meinte also das professionelle Theater, im Gegensatz zu den „Diletanti“.

Diese bemühten sich um eine Neubelebung der römischen Komödie des Plautus und des Terenz.

Im Zentrum der Komödien des Plautus steht in der Regel ein junges Paar, die Handlung endet nach vielen Irrungen und Wirrungen stets glücklich. Zum Beispiel tritt der Vater als Nebenbuhler des Sohnes auf, Sklaven kommen als Liebhaber vor (gegen alle Regel), lange Getrennte finden sich wieder, es gibt witzige Betrügereien und raffinierte Intrigen, das Porträt eines Geizigen wird gezeichnet, es gibt eine Verwechslungskomödie durch Zwillinge etc. Man sieht, dass sich spätere Dramatiker dieser Stoffe teilweise bedient haben.

Bei Terenz, der im Alter von 25 Jahren nach Griechenland reiste, um neue Komödienstoffe zu finden und dort verschollen ist, kommen Erziehungsprobleme, Konflikte zwischen den Generationen und Fragen des Zusammenlebens in der Ehe vor. Terenz achtet stärker auf die Grenzen des „Schicklichen“, die alten Männer erscheinen zum Beispiel als respektable und wohlmeinende Väter, die Söhne verhalten sich ihnen gegenüber in der Regel manierlich und die Sklaven sind nicht dreist und unverschämt. Der bevorzugte Frauentypus des Terenz ist die edel gesinnte Hetäre. Letztendlich bestimmt immer der Zufall das Geschick.

Von der römischen Komödie übernommen hat die Commedia dell’Arte die komplizierten Verwicklungen und Intrigen sowie den Grundbestand der Figuren: die beschränkten alten Männer, die jungen Liebenden, die schlauen Diener und den prahlerischen Offizier.

Eine Konkretisierung erfuhren einige der Typen durch die Masken des venezianischen Karnevals.

Die Commedia dell’Arte zeichnete sich in ihrer Frühzeit durch die Parteinahme für die unteren Schichten und durch eine volkstümliche Spielweise aus.

Ihre Wirkung beruhte nicht auf dem Reiz der Bilder wie beim höfischen Theater und nicht in der Überzeugungskraft des Wortes, sondern auf der Macht des Gestischen.

Der Schauspieler setzte mit seinem Körper die Akzente.

Der Text war der Bewegung absolut untergeordnet und gewann erst in der Improvisation seine endgültige Gestalt.

Das Fundament der Handlung war ein „Scenario“, in dem nur die Grundzüge der Handlung festgelegt waren.

Im Laufe der Zeit entstand dann ein Kanon von Monologen und Dialogen, auf den man immer wieder zurückgriff.

Auch die sogenannten „Lazzi“ wurden von Generation zu Generation weitergegeben:

z.B. Arlecchino isst Spaghetti, Arleccino fängt eine Fliege, zerlegt sie und isst sie auf.

Diese Elemente baute man auch ein, wenn im Publikum Langeweile aufkam.

Das Szenario handelte fast ausnahmslos von der Liebe, sie bringt Komplikationen, doch alle bemühen sich redlich um eine Lösung der Probleme, so dass die Handlung zum Happy-End geführt werden kann.

Alle Personen verhalten sich eigentlich nur ihren Trieben folgend.

Das einzige Ziel ist die vordergründige Unterhaltung, Belehrungen oder vorbildliches Verhalten sind nicht gefragt.

Es gibt keine Charaktere, sondern nur Typen.

Die Darsteller verkörperten während ihres ganzen Berufslebens denselben Typus.

Nur die Alten und die Diener trugen Masken, diese erforderten natürlich eine besondere „Beredsamkeit des Körpers“.

Die jungen Liebenden trugen als Kostüm meist die Mode der Zeit. Durch Kleidung und Schmuck stellten sie sich als Angehörige der Oberschicht dar.

Sie bilden den Mittelpunkt der Handlung. Um sie gruppieren sich die komischen Diener und die die skurrilen Väter.

Die Liebenden äußern ihre Gefühle in schmachtenden, säuselnden oder wohltönenden Reden, sie sprechen reines Toskanisch, die Hochsprache der Zeit.

Die männlichen Liebenden benehmen sich galant und höflich, die Frauen bescheiden und züchtig.

Der Capitano verkörpert den Protest der Italiener gegen die spanische Fremdherrschaft. Sein Beiname Spavento bedeutet „Schrecken“. Er rühmt sich ständig seiner Heldentaten und Tapferkeit, doch wenn es ernst wird, zeigt er sich als feige. Er lebt in der Illusion, allen Frauen zu gefallen. Seine Liebesabenteuer nehmen ein klägliches Ende. Er ist ein armer Hungerleider, der den Sklaven das Essen wegstiehlt und dafür verprügelt wird.

Die Väter leiden unter ihren Kindern, die Töchter schlagen die „guten Partien“ aus, die Söhne verprassen das Geld.

Pantalone und Dottore zählen zu den höheren Schichten. Die Würde, die sie darzustellen versuchen, wird von ihnen selbst und von anderen ständig in Frage gestellt.

Pantaleone ist ein unternehmungslustiger Tatmensch, Dottore redet nur und kommt nie zu einer Handlung.

(pianta leone, das venezianische Löwenbanner wird hier verspottet, weil es einen Machtanspruch repräsentiert, der nicht mehr gerechtfertigt ist)

Pantalone trägt die Kleidung des wohlhabenden Patriziers von Venedig: rote Hose, rotes Wams und roten Hut, schwarzen Umhang und flache Pantoffeln.

Aus der bräunlich schwarzen Ledermaske sticht die überdimensionierte Nase hervor, er trägt außerdem einen überdimensionierten Spitzbart. Die Geldbörse ist sein wichtigstes Requisit als Zeichen für Geiz und Habsucht. Er wird von vielen Zipperlein geplagt, greift sich ans Kreuz und bemüht sich gleich wieder um eine grazile Pose. Er ist ständig auf Liebschaften aus und bekommt regelmäßig Hörner aufgesetzt.

Der Dottore kommt aus der Universitätsstadt Bologna und ist Rechtsgelehrter oder Arzt, er trägt die Tracht der Universitätslehrer, ganz in Schwarz mit weißer Halskrause.

Die Halbmaske bedeckt nur Nase und Stirn, lässt die roten Bäckchen frei, die auf seine Liebe für Alkoholisches hindeuten. Er hat alles studiert, aber nichts begriffen, seine Rede ist mit Zitaten gespickt, ergibt aber keinen Sinn

Die beiden Zanni sind die populärsten Figuren der Comedia: Brighella und Arlecchino, sie stammen aus der bäuerlichen, ärmlichen Region Bergamo. Die ortsansässigen Plebejer sehen in ihnen Gastarbeiter und damit eine Konkurrenz.

Diese Figuren werden dem mittleidlosen Lachen preisgegeben. Sie sind dumm, verschlagen, gefräßig und geil.

Brighella ist aktiv, lebendig, hinterlistig und böse.

Arlecchino ist passiv, plum, naiv und einfältig.

Sie triumphieren in jeder Situation.

Im Rahmen der Bühnenhandlung ist Arlecchino alles erlaubt. Sein buntes Flickenkostüm zeigt seine Armut. Daraus entsteht später ein immer stilisiertes Kostüm aus bunten Rhomben.

Das weiblich Gegenstück zu diesen beiden ist die Zagna, verdient als Hausmagd ihr Brot.

Sie entwickelt sich im Laufe der Zeit von einer ordinären Schlampe zu einer klugen Drahtzieherin.

Die Commedia wurde von italienischen Schauspieltruppen auch nach Deutschland exportiert.

So ist der Besuch eines Ensembles im Jahre 1568 am bayrischen Hof anlässlich der Hochzeit eines Erbprinzen nachweisbar.

Commedia dell’Arte kurze Geschichte

Kurze Einführung in die Geschichte der Commedia dell’Arte

GESCHICHTE

Bei der Commedia dell’Arte (Commedia improvvisa) handelt es sich um eine um 1550 in Oberitalien entstandene Stegreifkomödie, die Elemente ländlicher italienischer Farcen mit denen des volkstümlichen Mundartspiels, der antiken Komödie und der literarischen Komödie der Renaissance verbindet.

Diese Stegreifkomödien wurden von Berufsschauspielern aufgeführt. Daher rührt auch der Name (Arte = Gewerbe). Der Spieltext liegt in Form von Szenarien (scenario) fest, die den groben Handlungsstrang vorgeben. In den Szenarien geht es überwiegend um Liebesverwicklungen mit den damit verbundenen Intrigen, die sich am Ende glücklich auflösen. Nicht die Originalität des Stoffes, sondern die immer neue Variation des allseits Bekannten bildet das Prinzip des Spiels der Commedia dell’arte.

Die Commedia dell’Arte

Figuren in der Commedia dell’Arte

In einem Commedia dell’Arte Szenario gibt es eine Reihe von Figuren, die immer wieder auftauchen.

Zu den wichtigsten Figuren zählen die Zanni. In der Regel 2 Dienerfiguren, die aus den armen südlichen Regionen in die reichen norditalienischen Städte gekommen sind. Sie sind einfach gestrickt, oft dumm-naiv, triumphieren letzlich aber in jeder Situation auf Grund ihrer Bauernschläue. Im weiteren Entwicklungsverlauf der Commedia wandelten sich die Zanni häufig zu geistvollen und komischen Lebensphilosophen.Der bekannteste Vertreter dieser Gruppe ist wohl Arlecchino (später Harlekin), weiter Zanni sind z.B. Brighella, Pedrolino oder Truffaldino.